So fing alles an

Als Kaiser Wilhelm II. 1890 die "Bismarckschen Sozialistengesetze“ aufhob, schlossen sich die Arbeiter vielerorts politisch, gewerkschaftlich und kulturell zusammen. Auch im kleinen Herzogenaurach, das an der Wende zum 20. Jahrhundert circa 3000 Einwohner zählte, entstanden solche Alternativen zu den bisher dominierenden bürgerlichen Gruppierungen.

Am 6. Mai 1906 hoben sangesfreudige Männer den Arbeiter-Gesang-Verein „Vorwärts“ aus der Taufe.

Wegen des Ersten Weltkriegs musste der Chor eine Zwangspause einlegen.  Ende 1914 erlosch jegliches Vereinsleben.

Der Arbeiter-Gesang-Verein "Vorwärts“ Herzogenaurach reanimierte im Frühjahr 1919 seinen Männerchor und rief im Herbst dieses Jahres zusätzlich eine gemischte Gesangsabteilung ins Leben.

1926 wurde das frisch fertig gestellte "Volkshaus“ zum Zentrum der Herzogenauracher Arbeiterorganisationen. Gastwirtschaft und Saal-Anbau befanden sich neben der späteren Puma-Schuhfabrik an der Würzburger Straße.                                                                       

Im Januar 1933 hatte der Arbeiter-Gesang-Verein seinen letzten öffentlichen Auftritt vor dem Zweiten Weltkrieg. Wenige Monate später lösten die nun herrschenden Nationalsozialisten die Arbeitervereine auf.

Kaum war der Bomben- und Geschützdonner des Zweiten Weltkriegs verklungen, wünschte sich Herzogenaurach wieder Chorgesang.
So trafen sich am 27. Februar 1946 im "Vereinshaus“, das in der Hinteren Gasse als normales Wirtshaus betrieben wurde, 28 Sangesbrüder, um einen Gesang-Verein zu gründen. Der Verein erhielt den Namen "Volkschor Herzogenaurach“.

Er bezeichnete sich als Weiterführung des im Jahre 1933 von den Nazis aufgelösten "Arbeitergesangsvereins Vorwärts“.

Sehr bald erkannten die Sangesbrüder, dass zur vollen Blüte wohl auch die Frauen gehören. So entschloss man sich, zusätzlich zum Männerchor auch einen gemischten Chor einzuführen. Am 5. März 1947 kamen 30 Sängerinnen zur ersten gemeinsamen Probe. 
Der gemischte Chor traf sich immer Mittwoch um 20 Uhr im Vereinshaus. Anschließend probten die Männer alleine.

Der Volkschor blühte auf und zählte 1949 bereits 51 aktive Sänger und 38 Sängerinnen. Da wurde der Raum im Vereinshaus zu eng. So zog man 1950 ins "Volkshaus“ in der Würzburger Straße um.

Voll Stolz wurde 1950 die neue Fahne des Vereins in der Stadt gefeiert.

Alle Vereine Herzogenaurachs wurden eingeladen, am Festzug teilzunehmen und der Gesangverein „Liederkranz“ übernahm die Patenschaft.

Es herrschte zu dieser Zeit auch in Herzogenaurach großer Mangel an allen Ecken und Enden. Da war das Tanzen das billigste und sympathischste der geselligen Freizeitvergnügen. Bereits wenige Monate nach Gründung des Vereins, im Herbst 1946, fand der erste Ball im Volkshaus-Saal statt. 1947 wurden bereits vier Bälle organisiert.

Aus der jüngeren Vergangenheit ist Werner Klein als 1.Vorsitzender hervorzuheben, der von 1986 an zwölf Jahre die Geschicke des Vereins lenkte. 2004 wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Der Kontakt zu befreundeten Chören wurde intensiv gepflegt, z.B. aus den Partnerstädten Wolfsberg und St.Luce. 
Hatte der Volkschor schon in der musikalischen Leitung mit Ruth Behner von 1989 bis 1996 gute Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gemacht, so wurde 1998 auch die Vereinsführung in Damenhände gelegt. Ute Siegler wurde 1.Vorsitzende. Durch Ihr Engagement trat der Volkschor nun häufiger in Alten- und Pflegeheimen auf. 2004 wurde Andrea Rachuj (heute Andrea Kawelke) ihre Nachfolgerin.

2006 feierte der Volkschor sein 100-jähriges Bestehen. 

Am 2.April nahm Andrea Rachuj vom bayerischen Staatsminister Thomas Goppel die Zelter-Plakette für den Volkschor entgegen. 
Seit 2012 führt ein fünfköpfiges Vorstandsgremium den Verein. Ihm stehen derzeit vier Beisitzerinnen zur Seite.

Unsere Chorleiter

Durch Ferdinand Schaffer wuchs der Volkschor nach dem Krieg nicht nur als Verein, sondern gewann auch musikalisch mehr Profil.

Hans-Jürgen Greger leitete den Chor von 1967 bis 1977 und gründete das
Greger-Quartett, das sich über die Grenzen hinaus einen Namen machte.

Ein besonderes Verdienst von Ruth Behner war, dass sie 1996 ihren Nachfolger, den Musikschullehrer Martin Lauer, in sein Amt einführte. Es folgten wunderbare Schlosshofkonzerte.

Von 2011 bis Juli 2021 leitete Cornelia Schmid, staatlich ausgebildete Chorleiterin und Stimmbildnerin, den Chor und ließ ihn neu erblühen. Während der Coronapandemie bot sie die Chorproben ONLINE an und hielt somit die Gemeinschaft zusammen.

Im September 2021 übernahm Patrick Bullinger die musikalische Leitung. Er ist staatlich geprüfter Chor- und Ensembleleiter und hat seinen Master in Musikpädagogik mit Hauptfach Gesang an der Hochschule für Musik Nürnberg absolviert.

Und was schreibt die Presse?

NN vom 25.08.2022

NN vom 22.07.2021